Wie setzt man einen wohlschmeckenden Bürgerdialog auf?

Wir interviewen den Prozessbegleiter und Stadtentwicklungsplaner Frieder Hartung, der für Studio Dos in Sachen Konzeption und Umsetzung von Salz & Suppe mitmischt.

Ein Bund engagierter Bürgerinnen und Bürger, eine Hand voll Partizipation, vier Esslöffel Meinungsaustausch, ein Schuss Konsens, eine Prise Protest und Moderation nach Geschmack: Taugen diese Zutaten auch für ein Modell der gelingenden Bürgerbeteiligung?
Dazu sprechen wir mit Frieder Hartung. Er ist ausgebildeter Moderator und Prozessbegleiter und arbeitet seit 2011 im Bereich der Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung:

Bei nahezu jedem Bericht über städtebauliche Themen begegnen einem immer wieder die Begriffe “Bürgerbeteiligung” und “Partizipation”. Die Stadt Stuttgart hat sogar ein separates Online­Portal erstellt, das dies in den Blick nimmt. Wie würdest Du diese Begriffe erklären?

FH: Der Begriff “Bürgerbeteiligung” ist wie ein großes Dach unter dem von der Informationsveranstaltungen bis zum Bürgerentscheid vieles Platz hat. Es kommt vielmehr darauf an, um welche Art von Beteiligung es konkret geht. Partizipation steht allgemein für Teilhabe und die Einbeziehung in Entwicklungen und dies gelingt am besten per Dialog auf
Augenhöhe, so wie wir dies bei Salz & Suppe anstreben.

Warum ist Bürgerbeteiligung aus deiner Sicht in den letzten Jahren so wichtig geworden?

FH: Die Welt wird komplexer, also müssen mehrere Köpfe denken. Dahinter steht, dass in dem Maße, in dem unterschiedliche Sichtweisen in die Entscheidungsfindung eingebunden sind, die Chance für bessere und in der Breite akzeptierte Ergebnisse steigt. Die Erkenntnis setzt sich bei Verantwortlichen mehr und mehr durch und wird aber auch seitens der Öffentlichkeit stärker eingefordert. Beteiligung bildet, und wenn sie zudem noch gut gemacht ist entsteht daraus viel Energie wenn es an die Umsetzung geht. Darüber hinaus steigt der Zusammenhalt untereinander und die Bereitschaft sich weiter einzubringen wird größer.

Mit dem Start der Kochrunden beginnt auch der inhaltliche Austausch innerhalb der Gruppen, die von Moderatoren begleitet werden. Du hast als Moderator schon zahlreiche kommunale Projekte unterstützt. Welche Tipps hast Du für unsere Moderatoren?

FH: Wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auch unser Kreis an Moderatoren ganz vielfältig, was wir sehr spannend finden. Jede Gruppe ist anders und als Moderator bringt man seine Persönlichkeit und seine eigene Herangehensweise mit ein. Als Projektteam haben wir den groben Rahmen abgesteckt, der ausreichend Freiraum für die Ausgestaltung bietet. Daher mein Rat an die Moderatoren: Macht es zu Eurem Projekt und seid offen und neugierig.

Nach den Kochrunden kommen alle Gruppen am 14. Juli zu einer Abschlussveranstaltung zusammen. Geht das Projekt damit zum Ende?

FH: Kern der Kochrunden ist der Austausch von persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen. Wir haben die Vorstellung, dass dies eine fruchtbare Basis bietet für die Entstehung von gemeinsamen Positionen, Ideen und Ansätzen. Was am Ende stehen wird, wissen wir nicht.
Das wird auch von Gruppe zu Gruppe ganz unterschiedlich sein und hängt vom Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab. Bei der Abschlussveranstaltung werden dann die interessantesten Projektideen vorgestellt und ausgewählt. Diese wollen wir mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Partnern und Unterstützern bei einer Art Ideenmarktplatz weiter konkretisieren und hier dann die Umsetzung in den Blick nehmen.

Werden die Ergebnisse öffentlich zugänglich sein?

FH: Auf jeden Fall! Es besteht schon jetzt großes Interesse an den Ergebnissen. Diese werden beispielsweise nach der Abschlussveranstaltung im Rathaus ausgestellt und sind auch Bestandteil einer Publikation über das Projekt. Aber natürlich kann man auch auf der Webseite einen Eindruck der Ergebnisse bekommen.

Kommen wir zur letzten Frage: Als Organisator darfst Du nicht an den Kochrunden teilnehmen, aber was für eine Suppe würdest Du gegebenenfalls kochen?

FH: Als Anhänger der cremigen Suppen würde ich der Gruppe eine Kartoffel-­Lauch-­Suppe mit frischen Gartenkräutern vorschlagen.

Klingt lecker! Danke, Frieder.

Wir müssen noch bis zum 1. Juni warten, bis die Kochrunden endlich loslegen. Bis dahin findest Du alle Nachrichten rund um das Projekt hier auf unserer Webseite und auf dem Facebook­ und Twitter­-Kanal der Stadt Stuttgart.

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